Die Rosen Als du frühmorgens gingst Und an der Sonne hingst, Pflücktest du dir, Die, von ihr angeglüht Still vor ihr aufgeblüht, Und nun den Duft versprüht, Rosen zur Zier. Hältst sie noch abends fest? Schmeichelte dir der West Längst sie nicht ab? Siehst ja, ihr Leben schwand! Wo ist der Farbenbrand? Doch nur in deiner Hand Sind sie im Grab. Gib sie den Winden preis, Daß sie mit ihnen leis Düngen den Strauch. Fühlt's nicht sogleich der Zweig, Fühlt's doch die Wurzel gleich, Und ist nur diese reich, Wird er es auch! Friedrich Hebbel
Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863), deutscher Dichter, Dramatiker, Lyriker
aus: „Friedrich Hebel – Sämtliche Werke“ Historisch-kritische Ausgabe, besorgt von Richard Maria Werner. Verlag: B. Behr’s Verlag, Steglitzerstr. 4, Berlin. Sechster Band. . Posthum 1901. Vermischte Gedichte, Seite: 229