Wiegenlied Frei noch von des Lebens Schmerzen, Unter Kinderspiel und Scherzen, An dem treuen Mutterherzen Schläfst du ruhig ein. Und nun liegst du in der WIege, Und ich wehre jeder Fliege; Ach, wie heiter deine Züge Und wie engelrein! Magst du aus dem Schlummernachen, Spät nach fröhlichem Erwachen, Deiner Welt entgegen lachen! Liebchen, rühr' dich nicht! Mögen nie des Lebens Qualen, Nur der Freude helle Strahlen Sich in deinen Augen malen, Süß, wie Morgenlicht. Noch war deine Welt nicht trübe; - Daß sie ewig klar dir biebe! - Noch ist deiner Mutter Liebe All' dein Paradies. Noch wird in der Brust Bewegen Sich sein finst'res Traumbild regen. Schlumm're sanft und süß.
Carl Theodor Körner
Carl Theodor Körner (1791-1813) deutscher Freiheitskämpfer, Schriftsteller, Burgtheaterdichter in Wien, Verfasser patriotischer Lieder
aus: „Theodor Körner’s sämtliche Werke“, Philadelphia, Weick und WIeck, 1853. Seite 260 – 261