Stille herrschet in den Straßen, Und es rauscht ein Morgenwehn Durch der Gärten Lusterrassen, Wo die Blumen träumend stehn: Eine Perle, eine Träne Legt es jeder in das Herz, Und sie wenden also schöne Ihrer Kelche sonnenwärts. Und es tragen ihre Düfte Durch die schlummerstille Stadt Nun die kühlen, regen Lüfte; Einsam weht ein Blütenblatt. Und ein Vöglein aus der Linde Flieget und das Blättlein fing, Glaubt es, spielend in dem Winde, Einen bunten Schmetterling. Läßt betrogen dann es fallen Auf des Springbrunns Marmorrand, Und er spielt mit süßem Lallen Mit dem süßen Frühlingsstand. Clemens von Bretano
Clemens Wenzeslaus Bretano (1778 – 1842), deutscher Schriftsteller
aus: „Sämtliche Werke“ von Clemens Bretano. Verlag: Müller, München 1909. Neunzehnte Romanze, Strophe 1 – 5, Seite 350