Kanarienrose Des Mädchens Taubenhände gurrten zahm Aus licht zitronenfarb und grüner Seide; Ihr Haar hing schwarz und still und gleich der Weide, Und ihre Blicke sanken als ein Gram Auf jenen Vogel, der von Inseln kam, Dem zaubernd sie aus weichem Fiederkleide Die Rose träumte. Blühendes Geschmeide. Ein Duft, wie Wein so gilbend, süß wie Rahm, Sang aus dem Käfigglase, blauem Becher, Mit feinem Tönen, hauchte zitternd nieder Und lag an ihrem märchenbunten Schuh Gefaltet, blaß, wie ein verlorner Fächer. Sie neigte sich. Da ward er Vogel wieder Und schwirrte den Kanarienwäldern zu. Gertrud Kolmar
Gertrud Käthe Cohdziesner (1894 -1943? ermordet in Ausschwitz), deutsche Schriftstellerin, Lyrikerin
Ihr Vater züchtete Rosen. Das Gedicht ist der Rose ‚Ville de Paris‘ gewidmet.