Der stummen Lieder

Die Rose, die ich für dich bewahrt

Der stummen Lieder

Es war ein zeitiger Frühlingstag
und die Erde ganz ohne Laut
und die Stille, die über den
Dingen lag,
wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.
Aber droben die stolze Sonne
durchschifft
gleich dem singenden Schwan
das All,
und der Mond auf schwankender
Wolkendrift
sucht gestirnten Widerhall.

Wir saßen am selben Tisch und Ort
Auf der Träumenden heimlicher
Feier.
Für das, was ich fühlte, fand ich
kein Wort;
Unberührt lag dein atmender
Schleier.
Die Rose, die ich für dich bewahrt
Blieb als Knospe in meiner Hand –
Dein warmes Fühlen, so scheu
und zart,
Meiner Stummheit Antwort
nicht fand.

Begegnung und Trennung,
verschlossenes Gesicht,
Wiedersehn, bis der Reigen
zerronnen,
Und Abschied für immer,
noch fasste ich nicht
Das Unvergängliche, das ich
gewonnen.
es war ein knospender Frühlingstag
Und das Lied och ganz ohne Laut
Und das Leben, das hinter den
Dingen lag,
Wie ein Spinnwebgehäuse gebaut.

Erik Axel Karlfeldt

Erik Axel Karlfeldt (1864 – 1931), schwedischer Lyriker, Nobelpreisträger