Mondnacht

haucht mit Zauberkräften

Mondnacht

Kennst du die silberne Blume, die leise duftend hängt, still an des Himmel Busen, wenn ihm die Nacht umfängt?

Die Erde sah entschlummernd, des klaren Blütenkranz, davon auf ihren Wangen, liegt weicher Widerglanz.

Siehst du der Knospen Dehnen und voll den Kelch enthüllt, ihr träumerisch Schleiern bis wiederum sie schwillt?

In ihren Dufte schwärmen, das dort nicht jedermann, sie haucht mit Zauberkräften, geheimnisvoll uns an.

Dann schießt es durch die Adern, bald feurig, bald eisig kalt, und schickt an unsere Lagen bezwingende Traumgewalt.

Und wenn du wolltest reden, die Blume, o Menschenhand, so müßest du entsagen jedwedem Erdenbrand.

Sie bleibt die silberne Blume und glüht in fremden Prodt, still in der Himmels Busen, wenn ihn umschließt die Nacht.

Luise Deusch

Klara Luise Wilhelmine Deusch (1871 – 1925) deutsche Schriftstellerin

aus: ‚Gedichte‘ . Luise Deusch. 1909, Verlag J. F. Steinkopf Verlag, Stuttgart

kurze Biografie