Stadt
Zehntausend starre Blöcke sind im Tal errichtert aus: Stein auf Stein um Holz- und Eisenroste hochgeschichtet; und Block an Block zu einem Berg gedrückt, von Dampfrohr, Turm und Bahn gedrückt, von Draht, der Netze an Netze spinnt. Der Berg, von vielen Furchen tief durchwühlt: Das ist das große Labyrinth, dadruch das Schicksal Mensch an Mensch spricht.
Fünfhunderttausend rollt im Kreis das große Reiben durch alle rinnen fort und fort ein ungeheuerem Streben: In Kaufhaus, Werkstatt, Saal und Bahnhofshalle, in Schule, Park, am Promenadenwalle, im Fahrstuhlschacht, im Bau am Krahn, Treppauf und ab, durch Straßen über Plätze, auf Wagen, Rad und Straßenbahn, da schäumt des Menschenstrudel wirre Hitze.
Fünfhunderttausend Menschen rollt das große Leben durch alle Rinnen fort und fort in ungeheuren Streben. Und karrt der Tod aus Hundert täglich fort, es braust der Lärm wirr sonst an jedem Ort. Schleppt er vom Hammer-Block den Schmied, schleppt er vom Kurven-Gleis des Wagenleiters: Noch stärker brüllt das Straßenlied: Der Wagen fährt – der Hammer drohnt weiter.
Geritt Engelke
Geritt Engelke (1890 – 1918), deutscher Dichter und Schriftsteller.
Gedicht aus: Gedichte- Rhytmus des neuen Europas, Verlag Eugen Dietrich, Jena, 1921.