Die Olympiahymne
Jauchzen steigt die Olympiade,
Olympiade unser Zeit!
Alles wartet der Parade.
Chöre harren klangbreit.
In Begeisterung sich heben
Muß beim Anmarsch solcher Macht
Rechts und links das Volk – es beben
Ihre Herzen weiterwacht.
Nur mit Geist kann Leib gedeihen.
Geist erstarkt an Mut und Kraft.
Einen beide sich, dann weihen
Leben sie, das Leben schafft.
Nicht der Zorn soll Muskeln schwellen,
Aber jugendheißes Spiel.
Tretet an, ihr Kampfgesellen!
Zieht mit Gott zum edlen Ziel!
Joachim Ringelnatz
Hans Bötticher (1883 – 1934), deutscher Dichter, Schriftsteller, Maler. Pinko Meyer, Fritz Dörry und Gustav Hester, Gustav Dörrig, Fritz Bötticher
Zu dem „Wettbewerb für Olympische Spiele 1936, die Goebels persönlich ausschrieb, reichte Joachim Ringelnatz unter den Namen Erwin Christian Stolze seine „Olympiahymne“ ein. So machte er sich einen politischen Scherz an die Nazi-Machthaber und diese haben es noch nicht einmal bemerkt. Er hatte bereits Auftrittsverbot.
Joachim Ringelnatz reichte ‚Die Olympiahymne‘ unter den Namen Erwin Christian Stolze. Erwin Stolze war einer seiner Pseudonyme.
Nicht genug und auch gewagt ist der Name Erwin Christian Stolze, ein Anagramm, das ‚Wer ein Nazistrolch ist‘ ergibt.
Anmerkung. Es gewann 1936, der ehemalige Reichsmusikkammerpräsident Richard Strauss.
„Der Nachlass“ von Joachim Ringelnatz
Erschien posthum 1934. Es sind unveröffentlichte Texte von Joachim Ringelnatz, die seine Frau Leonarda (Muschelkalk) Ringelnatz-Gescher gemeinsam mit Karl Heinz Silomon und Gerhard Schulze zusammenstellte.
In diesem Buch ist auch die ‚Olympiahymne‘.
Es ist ein memoriam an Joachim Ringelnatz.
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag Berlin 1936. Mit 1 Portät und 20 Tafeln. 196 Seiten. Herausgegeben von Hans Siemensen und Muschelkalk Ringelnatz (Leonarda Gescher).